MO3
mados
Wie Musikstücke im MOD- oder dem weit verbreiteten XM-Format funktionieren, muss wohl nicht mehr erklärt werden. Kurz gesagt bestehen diese Dateien aus einer Sammlung kleiner Tonschnipsel (Samples, im Prinzip kleine WAV-Dateien) und einer geschickt strukturierten Liste mit detailierten Abspielanweisungen (Patterns, Channels). Im direkten Vergleich mit dem MP3-Format sind diese Dateien oft kleiner, weil ja prinzipiell pro (realem) Musikinstrument nur ein Sample benötigt wird und die Abspielanweisungen nur wenige Bytes groß sind. Qualitativ besonders gute Samples belegen jedoch wieder unnötig viel Speicherplatz, da sie ja überhaupt nicht komprimiert sind.
Doch warum nicht die Vorzüge der beiden Techniken miteinander verbinden? Genau das ist oder besser gesagt realisiert MO3. MO3 ist nämlich kein eigenständiges Musikformat, das unabhängig von MOD oder XM existiert, es ist eher eine Art Container. Bei der Umwandlung einer XM-, IT-, MOD-, S3M- oder MTM-Datei bleiben das ursprüngliche Format und seine Eigenheiten vollständig erhalten. Intern passiert etwa folgendes: Die Samples werden herausgetrennt und in MP3-Dateien umgewandelt. (Alternativ können Samples auch verlustlos komprimiert werden.) Die Patterns und alle weiteren Informationen werden mit einem ZIP-ähnlichen Algorithmus zusammen gefasst. Anschließend wird das Ganze in einer Datei mit der Endung ".mo3" zusammen gefasst.
Beim Abspielen einer solchen Datei passiert das Gleiche in umgekehrter Reihenfolge: Die Patterns werden entpackt, die Samples wieder in blanke Waves umgewandelt, das Ganze im ursprünglichen Format zusammen gesetzt und dann abgespielt. Der Ladevorgang verzögert sich dadurch relativ stark, während des Abspielens wird dann aber keinerlei zusätzliche Rechenleistung mehr benötigt.
Die Sache hat einen Haken: MO3 ist so etwas wie ein propritäres Dateiformat, was im Detail bedeutet, dass es nur ein einziges Abspielprogramm dafür gibt: BASS. Dieses von Ian Luck entwickelte Soundsystem sollte jedem Szener bekannt sein, und selbst wenn nicht, so ist man mit Sicherheit schon einmal in seinem Lieblingsdemo über eine Datei mit dem Namen BASS.DLL gestolpert. Und genau für solche Einsatzzwecke bietet sich MO3 auch hervorragend an. Musikstücke, die nur innerhalb eines Programmes abgespielt werden sollen, können auf bis zu 10 Prozent ihrer ursprünglichen Größe verkleinert werden. In der Praxis werden Faktoren um die 25 Prozent erreicht.
Trotzdem gibt es zwei Möglichkeiten, MO3-Dateien auch außerhalb des Programmes anzuhören, für das sie bestimmt sind. Das bekannteste externe Abspielprogramm, das dieses Format versteht, ist das auf BASS basierende XMPlay von Ian Luck (zu finden unter www.un4seen.com/music). Ebenfalls auf BASS baut das von The Update entwickelte Plug-In in_bass auf, das ganz nebenbei noch dafür sorgt, dass WinAmp auch alle üblichen Trackerformate korrekt abspielt (zu finden unter www.copro.org/malte).
Bleibt noch die Frage zu klären, wie man MO3-Dateien erzeugt. Da diese wie beschrieben nur eine Art Container sind, benutzt man einfach den bevorzugten Tracker und speichert die Musikstücke in einem der üblichen Formate, die BASS versteht (XM, IT, MOD, S3M oder MTM). Dabei ist lediglich darauf zu achten, dass man keine 8-Bit- sondern möglichst nur 16-Bit-Samples verwendet! Die Begründung dafür ist einfach: MP3 kann keine 8 Bit. Diese Samples müssten vor der Komprimierung ohnehin in 16 Bit umgerechnet werden.
Als nächstes lädt man sich BASS herunter (zu finden unter www.un4seen.com/music) und startet den darin enthaltenen Konverter MO3.exe, jedoch nicht ohne vorher den entsprechenden Abschnitt der Dokumentation gelesen zu haben. Dort erfährt man, dass der Konverter auf einen externen MP3-Encoder angewiesen ist. Von den aufgeführten Möglichkeiten ist der kostenlose MP3ENC am empfehlenswertesten (zu finden unter www.iis.fhg.de/amm/download).
Alles weitere ist Feinarbeit, die man am besten mit Kopfhörern erledigen sollte. Nach der Kalibrierung und dem Laden einer Datei sieht man in der unteren Hälfte des Programmfensters alle Samples dieses Tracks. Bei jedem kann die Stärke der Kompression ("kbps") getrennt eingestellt werden. Ich habe mir angewöhnt, als allererstes den globalen Regler bei "Compression" bis zum Anschlag nach rechts zu ziehen, und mich dann bei jedem einzelnen Sample "von unten" der Kompressionsstufe zu nähern, ab der man keinen Unterschied mehr hört. Die Testknöpfe auf der rechten Seite sind dabei das wichtigste Werkzeug. Sollte ein Sample trotz aller Versuche verzerrt klingen, kann man alternativ auch die verlustlose ("lossless") Kompression wählen. Dazu muss man mehrmals auf "sam rate" klicken. Sobald bei allen Samples der Kompromiss zwischen Kompression und Qualität gefunden ist, kann mit einem Klick auf "GO!" die MO3-Datei erzeugt werden. Die Texte sollte man übrigens nicht entfernen. Man kann das im Gegenteil dazu nutzen, einen Hinweis auf den Autor und das Original in der MO3 zu platzieren.
mados/WildMag