Dialogos 2001 Partyimpressionen
von mados, Tomaes, The Update, T$, MadMan und Denethor

[mados] Di-a-lo-gos. Mit Leuten quatschen, neue Freunde kennen lernen, diskutieren, kommunizieren. Eben im Dialog mit dem Rest der Demoszene, den man sonst nur virtuell auf Webseiten und im IRC trifft. Genau darum geht es. Und genau das ist, was mir von der diesjährigen Dialogos 2001 in Erinnerung bleiben wird.

Gekommen bin ich mit dem guten Vorsatz, die gesamte Party über für die nächste Ausgabe des WildMag's zu schreiben, Interviews zu führen und Texte zu formatieren. Im Gepäck hatte ich neben einem halben Duzend unfertigen Artikeln auch ein (ebenfalls unfertiges) Video sowie diverse Plakate und Flyer, mit denen ich die Leute auf der Party auf das erst später erscheinende Magazin aufmerksam machen wollte. Daß all das im Laufe der folgenden knapp 48 Stunden immer mehr in den Hintergrund rückte, bedauere ich eigentlich nicht.

WildMag Crew

[T$] Verständlich, denn die Texte kann man genauso gut zu Hause fertig stellen. Dagegen hat man nicht so oft die Gelegenheit, mit all den alten und auch einigen neuen Bekannten zusammen zu sein und sich einfach nur mal gemütlich zu unterhalten. Aus einigen Codingaktionen wurde dementsprechend auch nix...

Zudem waren die meisten WildMagger in den verschiedenen Compos vertreten, so daß zuerst mal noch die verschiedenen Beiträge fertig gestellt wurden.

[The Update] Aber auch diejenigen, die an keiner Compo beteiligt waren, zeigten sich nicht wirklich produktiv. So berichtet man von Leuten, die in einer Nacht 11 Stunden geschlafen haben. Aber die Schlaf-Ecke war auch ziemlich perfekt dafür, daß der Veranstaltungsort eigentlich nichts derartiges vorsah. Es war dunkel, es war durch die Stahlschrankparade durchaus leiser als unter den eigenen Tischen (unter denen sowieso kein Platz gewesen wäre), und der improvisierte Teppichboden gab wenigstens das Gefühl, daß man nicht direkt auf dem Beton lag, obgleich der objektive Unterschied nicht wirklich groß war. Hier hat jemand mit Liebe organisiert und aufgebaut.

Schlafraum

Wer sich aber trotzdem nicht für den Boden begeistern konnte, der hatte auch die Chance, auf einem der Sofas in der Chill-Out-Bar-Zone einfach einzunicken. So wurde man zwar von den Events, die vor Ort statt fanden, wie etwa den Musikcompos, geweckt, aber das ist auf einer Demoparty ja auch nicht unbedingt schlecht. Ansonsten bot sich hier die Möglichkeit, an der Bar durch den Konsum kalter Getränke (Softdrinks, Bier, Cocktails) die Preisgelder anzuheben oder einfach nur unbeeinflußt von individualelektronischen Anlagen (ein Beamer war vorhanden) zu plaudern.

Chillout   Bar

Die visuell beeinflußten Compos wurden in einem zufällig ein Stockwerk höher gelegenen Kino gezeigt. Diese Chance hat nicht jede Party, aber es ist einfach perfekt, Demos in einem solch professionellen Umfeld zu zeigen. Leinwand und Akustik sind durch temporäre Konstruktionen schwer zu schlagen und auch der Komfort der sexy roten Kinosesselreihen ist nicht zu unterschätzen, insbesondere wenn man sonst Turnhallenbänke oder Holztische gewohnt ist. Auch hier muß ich sagen, daß die Organisation ganze Arbeit geleistet hat.

Auf dem Weg zum Kino   Im Kino

[Tomaes] Die Compos im Kino waren ohne Zweifel der Höhepunkt der ganzen Veranstaltung. Unsere Truppe hatte es sich weiter vorne gemütlich gemacht. Neben mir gab MadMan lautstark seine Kommentare ab ("ESC drüüücken... JEEEEEETZT!") und Meph zu meiner Linken pennte doch glatt während des Haujobb-Demos ein. Sowas...

Insgesamt standen satte 28 Beiträge auf dem Programm ("Tod im Kino", wie jemand im IRC wenige Stunden zuvor fürchtete), wovon die meisten live auf das ungeduldige Publikum losgelassen wurden, weil die eigentlich vorgesehene Aufzeichnung mangels funktionstüchtiger Gerätschaften ("the tape recorder just fucked up") nicht stattfinden konnte.

Triton Sirius Elysium/T$   Discoranger Doublemint/Unik   De Profundis/Kolor

Los gings mit den 4ks. T$ konnte mit seinem ein-Baum-und-drei-Vögel-Intro den meisten Applaus einheimsen, auch MadMans Beitrag zum Thema "Rasterfahndung" traf auf ein amüsiertes Publikum.

Auch bei den 64ks ging es hoch her. Insgesamt 4 gute Intros waren zu sehen. Unik, Headcrash (Styx kann also doch unter Win coden, wenn er nur will :)), Bypass und SKP (featuring Tomaes an der Panflöte ;)).

Den meisten Andrang gab's bei dem Demos. Hier bekam man die volle Breitseite. Von Highend-Optik (Farbrausch, Haujobb, Kolor) über (Fun-)Trash, und Oldschool bis zu puren Fake-Sachen.

Leider funktionierte bei meinem in-2-Tagen-zusammengekloppt-Entry die Hälfte irgendwie nicht (die Explosion war nur ein Plasmaklumpen und das scrollende Bild am Ende war defacto nicht zu erkennen). Beim nächsten Mal sollte ich besser meine eigenen Sachen vor Ort fixen ansatt andere Leute dazu zu ermuntern, in 7 Stunden alten Basic-Code zu remixen. ;-)

Den Rest der Nacht verbrachten die Meisten unter ihren Tischen, und die allgemeine Umgebungslautstärke reduzierte sich (endlich!) erheblich. T$ erzählte mir alle Informatiker/Physiker/Ingenieur-Witze der Welt, Jack C. machte mit mir eine kleine Amiga-Demo-Show und so verging langsam aber sicher die Zeit.

[MadMan] Das Problem an der Zeit war wieder einmal nur, daß sie viel zu schnell verging, und bei kreativer Arbeit für andere Sachen nichts mehr übrig blieb. Da im IRC nicht wirklich viel los war, konnte man relativ schlecht Leute kennen lernen, wenn man wie ich an den Rechner gebunden war. Glücklicherweise entschädigte mich ein lustiger, angetrunkener XXX ein wenig dafür.

Da nach den Deadlines eigentlich noch Zeit für die nicht-ganz-so-kreativ-Aktivitäten war, bot sich mir die Möglichkeit, mich ein wenig umzusehen. Objekte der Begierde waren wieder einmal diverse Hardware-Exoten. Angefangen bei KBs "kleinem Weißen" und T$' "Kompaktem" über einen G4 Cube bis hin zu einem Serverschrank war doch so einiges Interessantes dabei. Am besten war aber die gehackte d-Box mit einem Stück Pappe im Kartenslot und dem Kommentar: "Ja, man braucht noch Karten..." Ebenfalls sehenswert war der Turbo-Cefi.

JCO pennt

Zu den für allerlei Transportzwecke mißbrauchten Einkaufswagen gesellte sich auch andere Hardware, die keine Rechentechnik war: Die "Küche" in der Eliteecke. Scamp und die Jungs von Vacuum hatten da einen Kühlschrank, eine Kochplatte und einen Pavillion mit 'ner Palme. Crazy.

Scamp/Vacuum

Und natürlich war ER da, oder um es mit den Worten einer sehr bekannten Person zu sagen: "Adok ist auf 'ner Party! Ich hab' Angst."

[Denethor] So war es also sicherlich für eine große Menge der Anwesenden ein Wiedertreffen von alten Freunden und Bekannten, aber auch als, zumindest was Partys anbelangt, absoluter Newbie fand ich schnell Gefallen an der ziemlich familliären Atmosphäre der Dialogos. Allein schon die Gewissheit, noch nicht mal halb so verrückt zu sein wie einige Tischnachbarn, brachte eine gewisse Zufriedenheit mit sich, doch schnell packte auch mich, nachdem nach sechs Stunden endlich einer von den Orgas Zeit gefunden hatte sich meine Netzwerkkarte anzusehen, der für solche Partys wahrscheinlich typische Rausch, und die lange Anfahrt über die ziemlich holprige B7 war schnell vergessen.

Und wenn man das allgemeine Treiben, dass sich spätestens zur offiziellen Eröffnung entwickelte, eine Weile lang mehr oder weniger aufmerksam verfolgte, konnte man einige typische Eigenschaften der Szener erkennen.

So finde ich es zum Beispiel nicht so berauschend, dass auf eine so große Anzahl von Leuten nur drei Klos in unmittelbarer Nähe kommen. Und die hatten sich im Verlauf der Party, komischerweise besonders als eine nicht unbekannte internationale Gruppe quasi wie aus dem Boden gestampft auftauchte, auch nicht gerade zum Guten verändert.

Kontakte habe natürlich während dieser zwei Tage auch ich geknüpft, produziert allerdings noch relativ wenig. Es war jedoch ein Schock für FliP, den Macher des legendären Pear Juice Portals, und mich, herauszufinden, dass sich kein geringerer als Adok Zugang zu FliPs Computer (wenn auch auf manuellem Wege) verschafft hatte und auf der Seite nun in großen Buchstaben "this site was hacked" geschrieben stand. Auf einer Party wie der Dialogos wachsen die Leute also ganz klar über sich hinaus.

XXX/Haujobb

[mados] Auf der Party damals in Fallingbostel war es ganz einfach die schier unglaubliche Masse, die bleibende Eindrücke hinterließ. In Jena dagegen war alles irgendwie diffiziler, heimlicher, privater, die dort gewonnenen Eindrücke aber mindestens genauso bleibend. Gerade die kleinen Begebenheiten am Rande machten den Reiz der Dialogos aus, immer eingebettet in ein äußerst professionelles Umfeld (dank Suburban und vieler anderer).

Da war das Gespräch mit Gabi/Kakiarts über ihre wunderschöne Pixelgrafik; da waren die kurzen Gespräche mit Adok vom Hugi und Unlock vom Pain; da waren die immer neuen Betaversionen von T$' 4k-Intro; da war Tomcat mit seiner verwirrend professionell wirkenden und dennoch reichlich unverständlichen englischen Aussprache; da waren die 11 Stunden Schlaf von The Update; da war die keineswegs unangenehme Beharrlichkeit von Crest; da waren KBs unnachahmliche Live-Einlagen; da waren Jacks und Tomaes' hoffnungslose Versuche, meinem Rechner ein Demo zu entlocken; da war Flip mit seinem Pear Juice Portal; da war der rund um die Uhr ausgelastete Prace; da waren The Mindforce, Freestyle, Farbrausch, Never, HicknHack, Park, Unik, Centric, Headcrash, Haujobb und viele, viele andere.

Ich hätte mich gern mit jedem von ihnen ausführlich unterhalten, aber 48 Stunden sind eine verdammt kurze Zeit.

Crest   Skyrunner hat gewonnen

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