Ein Photoshop Tutorial
Jan Fischer

Vorwort: Ok, mad/os hat mich also gebeten, für's WildMag ein Photoshop Tutorial zu schreiben. Zuerst dachte ich dabei an ein Tut über Masken/Transparenz/Alpha und so, hab's mir dann allerdings doch anders überlegt und bin auf mad/os' ersten Vorschlag eingegangen, meine Arbeitsweise anhand eines Beispiels zu demonstrieren. Leider hat die Zeit nicht mehr gereicht für ein "richtiges" Tutorial mit Detailerklärungen usw. und so ist dies hier eigentlich zu einer sehr allgemeinen Doku geworden. Dieses Tutorial richtet sich nicht direkt an absoluten Anfänger, weil ich generell Tastenkombinationen, Menü-Schritte usw. nicht angebe. Ich hoffe ihr könnt trotzdem was davon lernen (wenn auch nur, dass Deadlines von Grund auf "böse" sind).

Ach ja, sollte mir jemand schreiben wollten (Kritik, Vorschläge, Fragen, Geld, Essen usw.), dann schickt eure Mails bitte an Jan@videa.de. Merci und viel Spaß jetzt....

(Übrigens, ich verwende den Adobe Photoshop 6. Einige der Pinselarten sind in älteren Photoshopversionen nicht vorhanden, man kann sich diese Pixel allerdings ganz leicht selbst malen indem man ein schwarz/weiß Bild (z.B. 100 x 100 Pixel) erstellt und dann mit einer kleinen schwarzen ein Pixel Paintbrush die erwünschte Pinselform malt. Anschließend kann man das Bild nach Belieben skalieren. Dann markiert man das gesamte Bild und wählt [Edit > Define Brush].)

Ganz am Anfang fast jeden Photoshopprojektes erstelle ich eine traditionelle Graphit- (Bleistift-) Zeichnung auf Papier. (Goofy war so nett und hat mir diese Zeichnung eingescannt, weil mein jetziger Scanner leider am Arsch ist.) Im Photoshop verkleinere ich das eingescannte zuerst Bild auf 1000 x 1365 Pixel (Goofy hat mir das Pic in 'ner 1800-er Auflösung geschickt, das ist etwas zu groß...).

In diesem Fall war ich bei der Vorzeichnung nicht sehr sorgfältig (siehe Gesicht/Hände usw.), das rächt sich nachher, wenn durch die Photoshop-Colorierung noch mehr Fehler reinkommen. :-( Aber gut...

Dann stelle ich für den Scan-Layer ein, dass er die unter ihm liegenden Layer nur mit seinem Dunkelheits-Anteil verändern soll (Multiply). Auf diese Weise kann man auf den unteren Layern malen und sieht gleichzeitig seine Vorzeichnungen. Wenn "Störpixel" nerven, stellt man im Scan-Layer einfach die Opacity geringer ein.

Danach male ich mit der Paintbrush (Softness 75%, Size 300 Pixel) auf zwei neuen Layern ("Haut" für Gesicht und Hände, "Hintergrund" für den blauen Hintergrund - wer hätte das gedacht *g*) grob die Farben auf, die an die entsprechenden Stellen kommen sollen.

Dunkles Graublau für den Hintergrund, warme Fleischfarben (bei mir eher neutrale/warme Schimmelfarben) für das Gesicht und die Hand, verschiedene Rot- und Brauntöne für das Haar (Licht/Schatten beachten).

Als nächstes werden die Farben der Haare mit dem Smudge Tool (75% Stärke, Spatter 45 Pixels) verwischt. Preserve Transparency sollte eingeschaltet sein, damit man nicht über den vorher definierten Bereich "hinausmalt". Fingerpainting zeitweise aktiviert, gibt einen schmierigeren Effekt, der allerdings nicht übertrieben werden sollte.

Vom Haaransatz aus arbeiten (evtl. Fading für Stärke aktivieren). Mit der Airbrush an den Schattenstellen leichte schwarze Strähnen einmalen.

Zum Haut-Layer wechseln. Für die Lippen einen etwas dunkleren Hautton verwenden (Luminanz um 30 Einheiten kleiner als bei der normalen Hautfarbe).

Mit dem Shaden der Haut im Gesicht beginnen. Fast schwarzes, ungesättigtes Rot an den Schattenrändern mit der Airbrush auftragen.

Bei den Händen auf die gleiche Weise vorgehen.

Farben verwischen und versuchen, Struktur einzuarbeiten. An einigen Stellen mit schwarzer Farbe Schattierung und Kontrast hinzufügen (nur mit geringer Deckkraft arbeiten).

Im Gesicht und an den Armen und Händen leichte Rottöne einarbeiten.

Jetzt malen wir das Messer. Für die Klinge ein leichtes Blaugrau verwenden. Mit dem Burn-Tool Glanzlichter einarbeiten. Mit dem Dodge-Tool dunklere Stellen betonen. Den Griff mit einer braunen Farbe malen und schattieren.

Den Glaseffekt beim Edelstein erzielt man, indem man zuerst mit einem mitteldunklen Grün den Edelstein komplett anmalt, dann in der Mitte mit dem Dodge-Tool etwas abdunkelt, links etwas mit dem Burn-Tool und rechts stärker aufhellt. Links malt man dann ein weißes Glanzlicht auf, rechts mit einem hellen Gelb die entsprechenden Caustics.

Als nächstes kümmern wir uns um eine klarere Abstufung der Augen. Dazu malt man mit der Airbrush mit einem geringen Sprühdruck mit einer schwarzen Farbe die Form der Augenlider nach. Mit einer dünnen (2 Pixel) Airbrush deutet man Wimpern an.

Nun sollten wir die Augenbrauen aufmalen. Ich erstelle dafür einen neuen Layer, den ich über den Hautlayer lege. Mit einer dünnen Paintbrush (1 bis 2 Pixel) male ich "strichweise" die Brauen auf und franse sie schließlich mit dem Smudge Tool etwas aus.

Jetzt erstelle ich mit Hilfe des Smudge-Werkzeuges einen etwas homogeneren Übergang zwischen Haar und Kopfhaut. Preserve Transparency beim Haarlayer sollte abgeschaltet sein. Außerdem sorge ich durch Smudgen dafür, dass das Haar etwas an Struktur verliert und sich so besser in den Rest des Bildes einfügt.

So, Nun geht es an die "Wasser-Objekte", nämlich die Träne im Gesicht und die Wunde auf der rechten Hand. Ich erstelle einen neuen Layer, der in der Hierarchie ganz oben liegt. Kümmern wir uns zuerst um die Träne. Wasser ist normalerweise eine etwas schwierige Angelegenheit, weil alle möglichen Fakttoren zu berücksichtigen sind (Transparenz, Lichtbrechung, Lichtbündelung/"Caustics", Reflektionen, Glanzlichter). Ich mache mir hier die Arbeit etwas leichter, indem ich auf solche Dinge verzichte (würde sowieso nicht in den Stil des fertigen Bildes passen). Den Tränentropfen realisiere ich mit einem extrem ungesättigten Hell/Mittelblau (fast komplett Grau), die ich mit Glanzeffekten ähnlich wie beim Edelstein versehe, allerdings sind hier die Highlights auf der anderen Seite, weil es sich eigentlich um Lichtbündelungsflecken handelt. Auf dem Hautlayer male ich in Höhe der Träne mit dem Dodge-Tool einen entsprechenden Lichtbündelungseffekt. Um der Sache etwas Tiefe zu verleihen, male ich rund im die Träne leichte Schatten.

Wenn ich die Wunde male, kümmere ich mich auch gleich um ein weniger "handschuhhaftes" Aussehen der Hand. Die Wunde bekommt einen dünnen, nur 1 bis 2 Pixel breiten, dunkelroten Rand. Ein paar Glanzlichter sorgen für ein Glänzen des offenen Fleisches. Zurück zum "Flüssigkeiten" Layer male ich nun mit Dunkelrot den Blutstropfen auf. Glanzeffekt usw. male ich ähnlich wie bei der Träne. Außerdem male ich mit einer 90-prozentigen Paintbrush, bei der "wet Edges" aktiviert ist, beim Messer ein bisschen Blut drauf.

Auf einem seperaten Layer, der ganz nach oben in der Liste kommt, male ich mit einer großen (200 Pixel) weichen Airbrush (Farbe: 100% schwarz) Schatten auf den Hintergrund.

Am Ende entferne ich alle Layer (Flatten Layers) und skaliere das Bild auf 75% der Ursprungsgröße. Dann setze ich noch in eine Ecke mein Logo und fertig ist's.

(Die großen, gering komprimierten Bilder des Tutorials gibt es übrigens im Internet auf Jan's Homepage.)

Ach ja, wenn sich jemand wundern sollte, die Farbgebung, Dunkelheit usw. gehören zu meinem persönlichem Stil. Dadurch erreiche ich einen Effekt, den gewisse Leute als "verschimmelt" bezeichnen (gelle, Sigi! ;-).

Und noch was, normalerweise sind meine Bilder nicht ganz so psychopathisch inspiriert...

So das war's für's Erste. Wenn's Nachfrage gibt, könnte ich es mir gut vorstellen, weitere Tut's zu schreiben, die dann auch vernünftig gelayoutet und ein bisschen besser erklärt sind. ;-)

Greetings (in no particular Order): First of all Thiemo "mad/os" Mättig, der es mit erlaubte, dieses "Tutorial" (haha) hier zu veröffentlichen... Alle Wild-Mag "Macher" und Leser... Alex "Goofy" Blechschmidt, Sigi Schwub, Andreas Thoma, Alexander Friedel, Manu Sinsel, Kathrin Wenger, "Fidodido", "LELA" (der echte Name ist zu lang *g*), Stephan König, Arndt von Koenigsmarck, Michael Giebel, Heiner, Uli, Bene, Max, all members of WaveWare and the Cinema 4D - Forum, all ex-members of the CF, und alle Mitglieder des deutschen 3D-User-Clubs (Akira, Gerd, Dirk den Chat müssen wir mal wiederholen *g*). Und all jene, die ich hier ebenfalls erwähnen sollte, allerdings vergessen habe...

Blessed Be!
Coffee rulez!

(c) 2001 Jan Fischer
http://www.jade-falcon.de