Szeneparty-Statistiken 2000
mad/os

Die Statistik der Demoszene, die ich in der letzten Ausgabe an dieser Stelle präsentierte, stieß auf großes Interesse - zumindest verglichen mit anderen Texten. Der damalige Artikel (siehe WildMag #3) umfasste alle Produktionen der Jahre 1991 bis 1999, die auf dem ungarischen Server Demo.cat.hu gesammelt waren.

Da dieser Server lange Zeit überhaupt nicht erreichbar war, musste ich für die Fortführung der Statistik leider einen anderen Dienst bemühen. Scene.org war die logische Wahl, denn nur dort kann man von einer repräsentativen und vor allem vollständigen Sammlung ausgehen. Diese erwies sich sogar als so vollständig, dass es mir der puren Menge wegen unmöglich war, alles einfach herunterzuladen. Statt dessen protokollierte ich die Verzeichnisinhalte und wertete diese aus, was natürlich die Genauigkeit nicht beeinflusste.

Menge in Megabyte

Die Datenmenge pro Jahr ist wiederum der interessanteste und beeindruckendste Teil der Statistik. Nicht doppelt, wie in der letzten Ausgabe geschrieben, sondern 2,5 Mal so hoch wie im Vorjahr ist dieser Balken. Im Jahr 2000 hat die Demoszene fast die gleiche Datenmenge produziert wie in allen vorhergehenden Jahren zusammen! An dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen, dass hierbei lediglich die Inhalte des Verzeichnisses "pub/parties" betrachtet werden - es geht also nur um die Produktionen, die während einer Party veröffentlicht wurden.

Anzahl der Dateien

Der zweite Graph ist auf den ersten Blick keineswegs so spektakulär, im Gegenteil. Die Anzahl der Dateien ist im Jahr 2000 sogar ein klein wenig gesunken. Richtig kompliziert wird das Ganze erst durch die Tatsache, dass zwei Dritteln allen Produktionen (in der Regel ZIP-Dateien) je eine Textdatei mit einer Kurzbeschreibung beiliegt (in der Regel automatisch aus der jeweiligen FILE_ID.DIZ generiert). Die detailierte Auswertung der Dateilisten ergab, dass es sich tatsächlich nur um etwa 3900 echte Produktionen handelt. Auch die Werte der Vorjahre müssten auf einen ähnlichen Prozentsatz reduziert werden, so dass sich wieder eine zwar schwankende aber doch mehr oder weniger vorhersehbare Kurve ergeben würde. Leider war es mir nicht mehr möglich, diese korrigierten Werte zu ermitteln.

Kilobyte je Datei

In Folge dieser neuen Auswertung ist auch die letzte Kurve, in der es um die durchschnittliche Dateigröße geht, relativ unsicher. (Zur Erinnerung: Es geht hier um ZIP-Dateien, also die komprimierte Größe der Produktionen.) Werden alle 6420 Dateien in die Rechnung einbezogen, so ergibt sich eine Durchschnittsgröße von 1110 Kilobytes. Bereits diese Zahl ist im Vergleich zu den Vorjahren beeindruckend, ist sie doch fast dreimal so groß wie die von 1999. Noch interessanter wird es allerdings, wenn man die erwähnten Textdateien außen vor läßt - also nur die 3900 echten Produktionen betrachtet. Der Umfang von ungefähr 1,5 Megabyte, der sich dann als Durchschnittsgröße errechnet, kann auf verschiedene Weise interpretiert werden. Ein Grund ist sicher, dass immer mehr Beiträge zu Wild-Competitions produziert und archiviert werden. Die in der Regel mehrere Duzend Megabytes großen Videos können seit kurzem relativ problemlos auf dem neuen Server von Scene.org abgelegt werden - und sorgen so dafür, dass diese Statistik unverhältnissmäßig stark nach oben gezogen wird.

* * *

Zu den 460 Partys von 1991 bis 1999 kommen im Jahr 2000 noch einmal 57 hinzu. Darunter jede Menge kleine und unbekannte Events, von denen zum Teil nur eine einzige Datei bei Scene.org gelandet ist. Aber auch nach oben hin scheint es sich um eine offene Skala zu handeln. Sortiert man die Liste der 57 Partys der Größe nach, so findet man weit vorn die Assembly 2000 mit beeindruckenden 1,8 Gigabyte! Danach folgen "Abort" mit 580 MB und "The Party" mit 509 MB. Interessant ist auch die Tatsache, dass die Dialogos 2000 noch vor der Mekka & Symposium in der Liste auftaucht.

Auch wenn man die Liste nach der Anzahl der Dateien ordnet, findet man an erster Stelle die Assembly 2000 mit 760 Produktionen (die erwähnten Textdateien sind hier bereits ausgelassen). Danach folgen "Fiasko" mit nur noch 200 und "Takeover" mit 170 Dateien. Für den deutschen Leser ist hier besonders interessant, dass die Mekka & Symposium die eigentlich größere The Party leicht überholt hat.

Abschließend bleibt die Hoffnung, dass sich die Demoszene nicht nur quantitativ steigert. Denn selbst, wenn Flatrate und ADSL gang und gäbe sein sollten, bleibt doch die Frage, ob das Ganze nicht auch in 64k möglich sein sollte...

mad/os