Terratec EWX 24/96
The Update
Die Terratec EWX 24/96 ist eine reine I/O-Karte. Sie bietet jeweils einen Line-Out, Line-In, optischen Digital-Out und optischen Digital-In, wobei letzterer auch wahlweise als interner elektrischer Digital-In benutzt werden kann, was niemanden davon abhalten sollte, diesen nach außen zu führen. Sämtliche I/Os beherrschen maximal 96 KHz / 24 Bit / Stereo, und das ist es eigentlich auch, was diese Soundkarte auszeichnet. Sie kann sonst nämlich nichts. Sie hat kein Wavetable, kennt keinen 3D-Sound, bietet keine Effekte und man kann auch keinen Joystick anschließen. Eine primitive Möglichkeit, die Karte mit MIDI-Daten zu versorgen bzw. ihr solche zu entlocken, besteht durch ein mitgeliefertes Slotblech mit 15-poliger Sub-D-Buchse, an die man dann auch ein MIDI-Kit anschließen kann.
Nun kann man sich natürlich fragen, warum jemand für eine Karte, die eigentlich nichts kann, so viel Geld ausgeben soll, zur Zeit etwa 350 DM. Im Grunde ist es der perfekte analoge Aufbau der Karte, der ich beim besten Willen kein Rauschen entlocken konnte, zum anderen ist's die Qualität der Wandler, die - auch wenn ich das selbst nicht messtechnisch bestätigen kann - wohl wirklich die 24/96 ausnutzen, und nicht zuletzt die Tatsache, dass sie unter Windows 2000 fast ohne Einschränkung funktioniert. Fast bedeutet, dass bislang keine DVD-Software existiert, die unter Windows 2000 AC-3-Daten zum SPDIF rausschicken kann (bei keiner Soundkarte), und dass der beiliegende GigaSampler von Nemesys sich nicht installieren lässt. Ein Blick auf die Website verriet aber, dass er sowieso nicht laufen würde. Dass keine WDM-Treiber für Windows 2000 mitgeliefert werden, macht sich dadurch bemerkbar, dass die NT-Treiber nicht Multiclient-fähig sind, d.h. man kann nicht aus zwei Anwendungen gleichzeitig auf die Karte abspielend zugreifen. Im Alltag verpasst man so unter Umständen IRC-Highlights, während WinAMP spielt. Das ist zwar nicht ganz elegant, aber auch nicht wirklich tragisch, zumal man ja für sowas seine alte Soundkarte parallel nutzen kann.
Was die Tauglichkeit zur Herstellung von Musik angeht, so weist sie eine für PCI-Karten übliche niedrige Latenzzeit auf, genauer gesagt 5ms in MadTracker. In manchen Programmen geht in dieser Hinsicht irgendwas in den Treibern drunter und drüber, jedenfalls konnte ich zwar auch in Reaktor eine ähnliche Reaktionszeit einstellen, allerdings kam der Sound im DirectSound-Modus immer rund eine Sekunde zu spät. Im MME-Modus dagegen war die eingestellte Latenzzeit egal, auch bei 200ms gibt es keine hörbare Verzögerung. Das ist verwirrend, wenn man sich aber dran gewöhnt hat und weiß, dass man mit MME mehr Erfolg hat, auch wenn das eigentlich nicht sein dürfte, kann man damit leben.
CoolEditPro, stellvertretend für alle Sampleeditoren gewählt, erkennt die Fähigkeiten der EWX problemlos und zeichnet ohne weiteres mit 96 KHz in 32 Bit auf. Bei Sequencern hingegen sieht's etwas düsterer aus, der Logic-Audio-4.1-Device-Tester erzeugte bei dem Versuch, die EWX-Treiber einem virtuellen Device zuzuordnen, reproduzierbare Kernel-Ausnahme-Fehler. Cubase VST 3.7 wirkt zwar auch manchmal etwas verstört, läuft aber im Grunde einwandfrei zusammen mit den MME-Treibern. Obgleich die Karte ASIO-Unterstützung bieten sollte, war ich nicht in der Lage, das näher zu überprüfen, da sich das Control-Panel beim Klick auf den ASIO-Button defokussierte und seine Arbeit einstellte.
Bei den Modplayern machte sich bemerkbar, dass praktisch kein Player für Samplefrequenzen über 48 KHz ausgelegt ist. ModPlugPlayer und XMPlay bieten gar nicht erst mehr an, und wenn man BASS mit einem höheren Wert initialisiert, spielt es zu schnell. Auch lässt nur XMPlay die Wahl von mehr als 16 Bit zu, wobei ich aber in Ermangelung eines guten Abhörraumes nicht sagen kann, ob das beim Abspielen noch einen großen Unterschied macht, gehört habe ich jedenfalls keinen. Aber ich denke, dass dieses Feature auch eher für leise Aufnahmen brauchbar ist, da dann die 16Bit recht schnell zu knapp werden und man so gefahrlos untersteuern kann, ohne dass nachher alles verrauscht ist.
Als letztes ist zu berichten, dass sich die Karte perfekt eignet, um via WinAMP MiniDiscs zu bespielen, da die minimale Pause zwischen zwei Tracks den Digital-Ausgang deaktiviert und der MiniDisc-Recorder erkennt, dass es sich um einen Trackwechsel handelt. Sollte man in die Versuchung geraten, zu spulen, passiert das übrigens auch.
Was bleibt ist also eine Soundkarte, die im Grunde ein Luxusgut darstellt. Das, was sie kann, kann sie wirklich gut, aber sie kann halt nicht wirklich viel.
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