Tracking Guide - Teil 1
Die zehn Newbie-Tracker-Gebote
in Stein gemeißelt von Tomaes
1.) Warum?
So, du willst es also mit dem Tracken versuchen. Warum eigentlich? Was genau ist deine Motivation? Ist es eher ein Akt der Langeweile oder steckt mehr dahinter? Schwirren schon seit Jahren unzählige Ideen in deinem Kopf, die du endlich umsetzen möchtest, oder willst du nur etwas rumspielen?
Hattest du je ein echtes Instrument in der Hand, oder kannst du gar eins spielen? Du musst wissen, dass Tracken (bzw. Musikmachen im allgemeinen) ein längerer Prozess ist, bei dem ein gewisses Maß an (theoretischem) Wissen als auch Können (also ein gewisses Maß an Talent) zwar nicht zwingend benötigt wird (man schaue auf die Charts), aber doch in jedem Fall nicht schaden kann...
Natürlich ist in erster Linie eine gewisse Leidenschaft/Spaß an der Sache selbst wichtig, sowie eine große Portion Geduld.
Alles klar? Ok, legen wir los!
2.) Software
Ok, als erstes brauchst du natürlich ein Programm, ein Tracking-Programm, um richtig loszulegen. Deine Möglichkeiten werden natürlich durch einige Faktoren eingeschränkt, hauptsächlich durch das Betriebssystem, das du benutzt. Unter DOS ist die Auswahl traditionsgemäß immer noch am größten. Viele dieser DOS-Tracker laufen natürlich auch (mehr, oder weniger gut) unter Windows. Für das bunte Gates-OS gibt es mittlerweile auch einige Programme dieser Art, die man als "brauchbar" bezeichnen kann. Wenn du eher auf ein alternatives OS setzt, reduziert sich die Auswahl der in Frage kommenden Programme aber schnell auf 0 bis 1.
Wer die Wahl hat, hat auch die Qual. Du wirst oft Stunden vor diesem Programm sitzen und an deinen Tracks arbeiten. Wähle also weise. Das Programm sollte dich in deinen Kreativ-Anfällen unterstützen, und nicht hemmen. Am besten, du setzt die Segel in Richtung www.maz-sound.com und downloadest mal alles, was sich in der Rubrik "Tracker" tummelt. Nimm dir Zeit. Probiere alles aus. Lade eine Beispieldatei, editiere mal ein paar Pattern, und lerne auf diese Art alle relevanten Aspekte des Trackers kennen. Menüs, Shortcuts ect. Probiere alle Möglichkeiten (zumindest ansatzweise) aus. Hier meine subjektiven Empfehlungen für die Betriebssysteme von Microsoft:
DOS: Alles außer Impulse Tracker 2 (IT2) und Fasttracker 2 (FT2) ist eigentlich nicht mehr relevant.
Windows: ModPlug Tracker und MadTracker 2 sind hier die wichtigsten Vertreter ihrer Art (letzterer ist aber noch sehr buggy und wird nur wenig supportet). Auch interessant (aber nicht für Newbies geeignet): BUZZ.
3.) Samples / Instrumente
Ok, Programm haben wir. Das führt uns direkt zum nächsten Punkt: Samples. Was bei Trackern, die sich auf einen FM-Chip stützen (C64, Adlib ect.) nicht relevant ist, wird hier zur Notwendigkeit. Während man mit einem Adlib-Tracker nun sofort loslegen könnte, kann man mit einem handelsüblichen new-school Tracker zunächst gar nichts anfangen. Samples, also in digitaler Form vorliegende Abbilder von (Natur-) Klängen, Sounds bzw. Geräuschen. Ohne diese Basis läuft erstmal nichts.
Ich erinnere mich gut. Als ich vor einigen Jahren mit FT2 anfing, habe ich verzweifelt die Parameter für die Instrument-Definition gesucht, und dachte zunächst, dass das mit den Samples nur ein Zusatz-Gimmik ist (beim ScreamTracker 3 hätte ich gar nicht so daneben gelegen...).
Das wirft natürlich eine unvermeidliche Frage auf: Woher nehmen (wenn nicht stehlen)? Zunächst sei gesagt, dass es gängige Praxis ist, Instrumente aus anderen Modulen zu klaunen (meist hat der "Vorgänger" auch nur geklaut), aber man sollte zumindest bei unverkennbaren Samples die Ursprünge benennen ("sample credits").
Aber eigentlich ist dies gar nicht mehr notwenig. Nimm einfach deine eigenen Samples. Folgende Möglichkeiten:
1.) Samples/Instrumente von einem Sample-Archiv downloaden, z.B.
www.16bitsamples.com.
2.) Eine Sample-CD kaufen. Da gibt's mittlerweile Unmengen.
3.) Eine beliebige Datei als Sample einlesen, z.B. die Ft2.exe selbst.
Lustig, wenn man auf Distortion-, Noise- oder Industrial-Sounds steht. ;-)
4.) Einen Sample-Editor/Generator benutzen, z.B. Sampled.
5.) Missbrauche BUZZ als überdimensionalen Sample-Generator. ;-)
6.) Selber mit einem Mikro samplen. Jaaaa, jetzt wird's lustig! Man glaubt gar
nicht, was man alles mit der eigenen Stimme machen kann. Doch es gibt noch ca.
100 Millionen anderer Sample-Möglichkeiten. Hier eine kleine Auswahl:
a.) Die Geräusche, die dein Modem von sich gibt.
b.) Das Mikro einfach mal aus dem Fenster halten
(Vögelzwitschern, Menschen plappern, Wind, Flugzeuge, Auto-Lärm).
c.) Das Mikro eingeschaltet, vorsichtig, auf den Tisch hauen.
d.) Irgendwelchen Quatsch, der gerade im TV läuft, aufnehmen.
Sehr lustig bei Tierdokus. Die Geräusche, die ein paarungwilliges
Nilpferd von sich gibt, sind wirklich abnorm. ;-)
(Achtung, Copyright!)
e.) Irgendwas von einer CD rippen. (Achtung, Copyright!)
f.) Das Geräusch aufnehmen, dass deine Eltern machen,
wenn sie die neue Telefonrechnung sehen... ;-)
g.) Wasserplätschern beim Händewaschen ect...
Wenn du über ein Instrument (Gitarre, Keyboard, Soundstation) verfügst: Umso besser. Hier bieten sich weite Möglichkeiten an.
Über Sample-Qualität sollte man eigentlich kaum Worte verlieren. 16 Bit ist angesagt, 8 Bit reicht höchstens in Ausnahmefällen (z.b. einfachen Drums).
4.) (Psycho) Analyse...
Ok, Programm haben wir, Samples sind auch da. Bevor es nun ans Eingemachte geht, wäre es von großem (!) Vorteil einmal zu sehen, wie andere, schon erfahrene Tracker, ihre Stücke aufbauen, was für Techniken sie draufhaben und warum bei denen alles so verdammt gut klingt. ;-)
Kurz gesagt, du brauchst ein paar gute Beispiel-Files, die du studieren und analysieren kannst. Hier helfen dir viele Archive weiter (z.B. www.traxinspace.com). Suche ein paar gute Stücke aus unterschiedlichen Stilarten, downloade sie und harre der Dinge, die da kommen mögen.
Schau dir an, wie Tempi-Wechsel, Transitionen (Übergange) und verschiedene Rhytmen zustande kommen. Kurz, untersuche, warum die Dinge klingen, wie sie klingen. Spiele ein wenig damit rum, mache vielleicht schon einen ersten Remix. (Aber um Gottes Willen nicht gleich veröffentlichen!)
Soweit die Vorspeise. Im zweiten Teil wenden wir uns dann genüßlich dem Hauptgericht zu.