MS2K Lexikon
mad/os
Die "Mekka & Symposium" in Fallingbostel ist mit Sicherheit eine der größten und bekanntesten Demoparties - in Deutschland sogar die größte überhaupt. Traditionsgemäß findet sie während der Osterfeiertage statt. In diesem Jahr waren das die Tage vom 21. bis 24. April 2000. Was wir in dieser Zeit erlebten, ist schwer in Worte zu fassen. Es ist eben die Atmosphäre und das "Feeling", was zählt. Und darum gibt es dieses mal keinen klassischen Report, sondern eine Art Lexikon.
23 ... hieß der unter Hackern hochgelobte Film, der gleich am ersten Abend für die passende Atmosphäre sorgte. Allerdings habe ich bis auf die Tatsache, dass der Film in deutsch mit englischen Untertiteln ablief, nicht viel mitbekommen. Das Netzwerk war einfach zu interessant.
Adok ... vom Hugi war wie erwartet nicht auf der Party zu finden. Aber er brachte ein anderes Kunststück fertig: Bereits wenige Stunden nach der Veröffentlichung des zweiten WildMags reichte er per E-Mail seine Lösung zum Quiz ein. Respekt!
Alkohol ... war eigentlich verboten. Und obwohl man (wie zu erwarten) immer wieder Bierdosen zwischen den Computern entdeckte, gab es kaum Zwischenfälle. Nur ein betrunkener Holländer wollte unbedingt meine Cup-Nudeln kosten. Vielleicht hätte ich ihn davon abhalten sollen, dann hätte er sich nicht die Zunge verbrannt. ;-)
Amiga ... und Atari's konnte man immer wieder sehen, und nicht einmal wenig. Schließlich ist die Mekka & Symposium eine der letzten Parties, die für diese Systeme noch getrennte Competitions veranstaltet. Nicht umsonst war die Homepage der MS2K wie eine Amiga Workbench gestaltet. Und auch die gezeigten Intros und Demos brauchten sich keineswegs zu verstecken.
Bademäntel ... waren das Erkennungsmerkmal der Mitglieder von Haujobb. Schneeweiß (und darunter wahrscheinlich sehr warm) war die ganze Truppe so ziemlich das Auffälligste, was man auf der Party sehen konnte.
Bierdosen ... von Metalvotze geleert, bildeten einen riesigen, sechs Meter hohen Turm. Leider knickte das gute Stück, als er es auf der Bühne präsentieren wollte. Ich frage mich übrigens noch immer, wie er die Dosen zusammen geklebt hatte.
C64 ... und sogar echte Brotkästen wurden angeschleppt. Absolut kein totes System, wie ich auf dieser Party erfahren konnte. Die Demos und Intros, die zu den C64-Compos gezeigt wurden, waren ohne Frage ein Highlight der ganzen Party. Selbst ich als überzeugter PC-Fan war begeistert - und bin es noch.
Computerschrott ... und seltene Hardware konnte man ebenfalls finden, wenn man aufmerksam durch die Reihen spazierte. Zum Beispiel defekte Monitore, die während des Transportes einen ihrer drei Farbkanäle verloren (was natürlich niemanden daran hinderte, an diesen Dingern zu arbeiten). Oder echte Novitäten wie zum Beispiel eine komplette Server Anlage von Simens Nixdorf.
Duschen ... konnte man an jedem Abend, wenn auch nur für wenige Stunden. Ein Service, der bei großen Parties wie dieser recht gefragt ist.
Eintritt ... kostete uns pro Person 70 Mark. Ein recht hoher Preis, der aber durchaus gerechtfertig war. Die vier Tage waren ohne Frage ihr Geld wert. Billigere Tageskarten gab es leider nicht, aber das störte uns recht wenig.
Fallingbostel ... ist eine Stadt zwischen Hamburg und Hannover. Das ist eigentlich alles, was ich darüber weiß. Irgendwie erschreckend, nicht wahr?
Flohmarkt ... auf der Mekka? Ja wirklich. Ein paar Buden, die Trödel und Kleinkram verkauften, fanden sich an einem Nachmittag auf der Wiese hinter der Halle ein. Und nicht etwa, dass sie Computerschrott verkauft hätten. Weit gefehlt...
Fun ... oder Spass-Competitions wurden zwar veranstaltet, für eine gelungene Umsetzung fehlte aber vermutlich der passende Alkoholspiegel. Lustig war es allemal, als zum Beispiel drei Freiwillige für Geld abgestandenes Wurstwasser aus der Dose trinken sollten. Schnell verdientes Geld, selbst für den Verlierer.
Futurama ... die neue Trickfilmserie von Matt Groening war eines der beliebten Tauschobjekte, die das Netzwerk belasteten. Ich bin für diesen "Service" sehr dankbar, denn so lernte ich die Nachfolgeserie der Simpsons kennen und lieben.
Haujobb ... ist doof! Diesen Spruch mußte man in seinem Demo unterbringen, wollte man an der Fast Competition teilnehmen. Auch die Gruppe selbst, die durch zahlreiche, qualitativ hochwertige Produktionen auffiel, bewies Mut zur Selbstironie: "Wir ist die Doofen" konnte man in einem ihrer Demos lesen. Und: "Wir haben leading."
Heidmark-Halle ... gross genug, um 2000 Menschen Platz zu bieten. Von außen wirkte sie wie ein uraltes Schwimmbad oder ein Flugzeughangar. Von innen änderte sich dieser Eindruck kaum. Nur ein Blick auf den Fußboden zeigte, dass diese Halle manchmal für sportliche Aktivitäten genutzt wird.
Hubs ... und Netzwerkkabel bildeten neben der Stromversorgung die Schlagader, die alles miteinander verband. Ausfälle wurden durch chaotisches Verbinden und Abstecken sowohl ausgelöst als auch behoben. So geschah es, dass unsere gesamte Tischreihe plötzlich keinen Netzzugang mehr hatte. Des Rätsels Lösung fand sich, nachdem wir "unser" Netzkabel über und unter den Tischen verfolgen: Zehn Meter weiter vorn waren ein paar Leute nach Hause gefahren, inklusive ihrer Hubs. Kein Problem, schließlich fand sich am Nachbartisch ein weiterer Netzknoten, der mangels Personenbegleitung ohne gesonderte Nachfrage belegt wurde.
Internet ... war innerhalb des Netzwerkes nutzbar, was auf solchen Partys keineswegs normal ist. Allerdings war die an sich recht schnelle Verbindung gnadenlos überlastet. Zum Schreiben von E-Mails reichte es aus, das war aber auch schon alles. Nur mit sehr viel Geduld konnte man es wagen, zum Beispiel einen FTP-Upload zu starten.
Orgas ... also die Organisatoren der Party, waren eigentlich immer präsent. Sie boten lobenswerte Hilfe bei Problemen aller Art, und auch sonst hatten sie die Party gut unter Kontrolle.
MP3 ... das Transfervolumen von Musikdateien dieses Formates kann man wohl nur in Terrabyte angeben. Es war fast egal, welchen Rechner man im Netzwerk besuchte: Praktisch überall waren MP3's zu finden. Manchmal nur eine kleine Auswahl, manchmal unüberschaubare Sammlungen. Ein Traum für jeden, der mit einer ausreichend großen Festplatte oder einem CD-Brenner unterwegs war.
Musik ... lief eigentlich die ganze Zeit über, und zu meiner Freude auch in einer sehr angenehmen Lautstärke. Schade nur, dass die zu den Musik Compos eingereichten Stücke zum größten Teil vorselektiert und nicht gespielt wurden.
Netzwerk ... ohne Frage einer der wichtigsten Aspekte einer solchen Party. Technisch war es hochwertig ausgestattet, mit 100 MBit Technik, einem großen Web-Server, FTP, IRC und so weiter. So konnte man - wenn man über einen funktionierenden Server verfügte - eindeutige Alias Adressen als Alternative zur eigenen IP-Nummer selbst einrichten. Selbstverständlich lief auch das Voting komplett über das Netzwerk ab.
Ostern ... fiel auch in diesem Jahr wieder aus, da die Mekka traditionsgemäß innerhalb der Feiertage stattfindet. Bis auf ein paar "Frohe Ostern" bemerkte man nicht viel davon. Trotzdem reisten einige Leute bereits am Samstag Abend ab - wahrscheinlich zum Eiersuchen...
Quake ... und andere Spiele waren, wie auf den meisten Partys dieser Art, nur ungern gesehen. Trotzdem konnte man immer wieder Leute beobachten, die das Netzwerk für ihr Spiel nutzten. Und entgegen den Drohungen (gleich am Eingang hing eine erstochene Puppe im Quake T-Shirt) kam es zu keinen Auseinandersetzungen diesbezüglich.
Rauchen ... war (zum Glück für Nichtraucher wie mich) innerhalb der Halle verboten. Dafür sah man im Eingangsbereich und vor der Halle überquellende Aschenbecher. Und auch die ein oder andere interessant aromatisch duftende, selbst gerollte Zigarette war zu erspähen. ;-)
Sandwiches ... kosteten zwar ganze drei Mark, erfreuten sich aber trotzdem hoher Absatzzahlen. Wir persönlich waren - was für ein Glück - mit Lebensmitteln gut ausgestattet. Ich kann nur empfehlen, zumindest ein paar Nudeln und einen Wasserkocher mitzunehmen.
Schlaf ... war etwas, das man sich am liebsten gänzlich erspart hätte. Vier Tage sind schließlich keine lange Zeit.
Schlafzelt ... gab es. Nur war es zu den Zeiten, in denen man es gebraucht hätte, gnadenlos überfüllt. Meine Alternativen waren zum einen das Auto und zum anderen der Betonboden hinter der Halle. Und dank des schönen Wetters war das keineswegs unangenehm - nur am Morgen, als die aufgegangene Sonne mich und meinen Schlafsack röstete.
Sonne ... sah man nicht so oft, was weniger am Wetter sondern vielmehr am Hallendach lag. Nur manchmal reichte die Kraft der Sonne aus, um ein paar Strahlen Licht durch den schmalen Streifen halb transparenter Dachplatten zu schicken. Viele Besucher nahmen das zum Anlaß, um zum Beispiel ihre Mahlzeiten unter freiem Himmel einzunehmen.
Stadtplan ... vorbildlich und sehr hilfreich war die Wegbeschreibung, die uns von der Autobahn direkt zur Heidmark-Halle führte. Kein lustlos eingescannter Stadtplan sondern eine übersichtliche und verständliche Karte war es, was die Organisatoren anboten. Gut gemacht, Leute!
Strip ... hatte wohl keiner erwartet, als plötzlich die Musik lauter wurde und eine junge Frau begann, sich auf der Bühne auszuziehen. Bezahlt wurde sie von den Organisatoren der Radwar Party - die Eintrittskarten dazu wurden trotzdem nicht gekauft. Wie auch immer. Ich für meinen Teil habe noch nie so viele Menschen gesehen, die auf Tischen und Stühlen stehend gebannt nach vorn starren.
T-Shirts ... in grellem Rot, verziert mit dem Logo der Party, waren das Erkennungszeichen der Organisatoren. Auch die Besucher konnten T-Shirts kaufen, was aber wie so oft keine übermäßige Nachfrage produzierte.
Tischnummern ... waren der einzige Anhaltspunkt, wenn man auf der Suche nach bekannten Namen mit unbekannten Gesichtern war. Nicht nur ich wünschte mir Namensschilder, aber das war vielleicht auch wegen der Masse nicht machbar.
Toiletten ... waren fast immer sauber und wurden auch während der Party ab und zu geputzt. Das war auch dringend nötig, vor allem nachdem einige kreative Zeitgenossen das gesamte Areal mit Toilettenpapier verziert hatten.
Voting ... über ein vorbildliches HTML-Formular, genau so habe ich mir das immer vorgestellt. Es funktionierte auch perfekt, und dank der hohen Sicherheitsmaßnahmen war nicht mit verfälschten Ergebnissen zu rechnen. Zur Preisvergabe konnten wir leider nicht mehr bleiben, genau wie viele andere auch.
Waffeleisen ... und Kühlschränke hatten wir nicht erwartet. Auf unseren Runden durch die Halle entdeckten wir jedoch genau das. Offensichtlich war die Stromversorgung so gut, dass zusätzliche Energiefresser wie diese keine Probleme machten.
Wetter ... war die ganzen vier Tage über osterlich schön. Nur an einem Abend regnete es leicht, so dass ich gezwungen war, ein paar Stunden im Auto zu schlafen.
Wild ... waren viele der Wettbewerbe, die "Wild Competition" stellte jedoch alles in den Schatten. Von den fast 30 eingereichten Videos waren nur sehr wenige wirklich sehenswert. Viele glänzten durch inhaltslose Leere und einschläfernde Überlänge. Etwa fünf Stunden lang mußten wir die Präsentation über uns ergehen lassen - nur um am Ende festzustellen, dass unser eine Minute und 40 Sekunden langes Video "Wild Wild" nicht gezeigt wurde. Warum nicht auch einige der bis zu 20 Minuten dauernden "Langweiler" preselected wurden, bleibt unverständlich...
WildMag ... Ausgabe 2, live auf der Mekka & Symposium veröffentlicht! Das war Streß, aber es hat auch viel Spaß gemacht. Nach mehr als 24 schlaflosen Stunden war es geschafft, und Wildmag2.zip wurde frei gegeben. Die Reaktionen darauf waren zwar nicht besonders zahlreich aber dafür durchweg positiv.
WildWild ... nannten wir unseren Beitrag zur Wild Competition. Ein kleines, 100 Sekunden langes Video, das wir spontan und völlig unvorbereitet innerhalb weniger Stunden produzierten. Vielleicht wurde es deshalb nicht gezeigt, weil es vor allem Werbung für WildMag #2 sein sollte. Schade...
XXX ... war ebenfalls ein beliebtes Schlagwort, wenn es um den Tausch von Fotos und Videos ging. Einige Leute schienen sich regelrecht auf dieses Thema spezialisiert zu haben.