BCW23
NeoRainAngel
Er öffnete die Tür. Ihm trat ein Schwall von beißendem Rauch ins Gesicht. Halb orientierungslos torkelte er zu der Theke, die mit zwei tarnfarbenen Wendeltreppen zu erreichen war. An den Wänden hingen lange Tarnnetze und Flaggen undefinierbarer Art, die ihren Sinn nicht preisgeben wollten. Nicht etwa von Städten oder Ländern, nein, eher waren es Clansymbole als herrscherische Emblems mit Löwen und Adlern. Oben angekommen konnte er über die ganze Halle blicken, durch deren kleine Fenster kein Lichtstrahl nach innen gerät. Durch den Dreck und Staub der Sraße draußen, die zwar nicht mehr genutzt wird, aber der Wind trägt den Dreck der Ruinen überall hin. Die Halle zog sich weit nach hinten zu ihrem Ende hin, das früher einmal ein Friseur war. Heute aber sitzen dort die Leute und amüsieren sich über die neuesten Wiederstandsflyer, die selten zu bekommen sind, hier aber nicht sonderlich viel Anklang finden, da sie lediglich zum Zeitvertrieb gelesen werden, wie man halt unbekannte Polit- und Klatschzeitungen beim Frisör liest.
Er fragte, oben angekommen, einen jungen Mann mit langem Bart und Rastas, "wieviel zwei Stunden kosten". Der Mann blickte ihn herablassend an, als hätte ein Bettler einen König um Obdach gebeten. Er blickte ihn noch eine lange Zeit so an, bis er schließlich "sieben Coins" antwortete. Einige, die ihre Drinks aus genetisch erzeugten Orangen, purem Alkohol und fauligem Wasser genießen, drehen sich um, um den Fremdling zu mustern. Die bizarr gezackten Gläser aus einer Mischung Plastik und Glasstückchen von zerbrochenen Scheiben wurden von dem Neonlicht nur spärlich beleuchtet, so wie die Gesichter der Jugendlichen, die an der Theke sitzen.
Der Lärm von unten drang zu ihnen hinauf. Geschrei und Gestöhn erfüllten die Stille, bis schließlich der Fremdling antwortete, dass er "zwei nehme". Der Barmann fragt diesmal direkt auf die Antwort des Fremden nach "Zutaten", auf die auch der Fremdling schnell und energisch ein starkes "Nein" durch die Stille sprach. Diese Antwort löste Raunen unter der Menge an der Theke aus. Der Barmann, den das nicht so zu interessieren schien wie die Jugendlichen, erwiderte schlicht ein "Terminal 7 ist noch frei".
Der Fremde dreht sich um und läuft direkt auf die Treppe zu, über die er zuvor nach oben gelangt war, als einer der Jugendlichen sich fragend an ihn richtet: "Warum?" Der Fremde zeigt sich nicht gerade interessiert an einem Gespräch mit dem mindestens 50 cm kleinerem Jungen, doch er erwidert, dass er "solche Realitätsunterdrücker nicht gebrauchen kann, da er lieber in der wenn auch noch so harten Realität leben möchte" und stark betont er noch, dass er nicht so abgefuckt aussehen möchte wie sie!
"Was willst du überhaupt hier?" fragt ein Zweiter. Die Frage bleibt unbeantwortet, bis ein Dritter "Verpiss dich!" schreit und sich an den Barmann wendend einen Rausschmiss fordert. Doch der Fremde zeigt schon lange keine Reaktion mehr, da er schon lange die Hälfte der Treppe hinter sich hat. Unten entgegnet er noch ein leises "Dummschwätzer", aber das können sie ja nicht hören. Die Jugendlichen stehen kurze Zeit später ebenfalls auf, um dem Fremden zu einem roten Kreis, in dessen Mitte sich ein grünlicher Knopf befindet, der sich durch seine grelle Farbe stark vom dunklen und trüben Aussehen der Halle abhob, zu folgen.
Unten angekommen hatte der Fremde inzwischen schon auf den Knopf gedrückt, sodass ein rostiges Gitter, das ihn umhüllt und ein kleiner gelb metallener Pfahl mit einer Art Helm auf seiner Spitze aus dem Boden schossen. Auf dem Helm war eines der Wappen abgebildet, das er schon vorher auf den unzähligen Fahnen entdeckt hatte. Die Farbe war schon etwas abgeplatzt aber man konnte es erkennen.
Die Jugendlichen beobachteten sein Treiben mit regem Interesse. Er setzte den Helm auf und anstatt eine der bereitgestellten Waffen wählte er seine eigene, die er durch einen kurzen Ruck an einer anderen Waffe, so dass das Modul, das den Terminal mit der Waffe verbindet, er nun selbst für seine eigene nutzen konnte. Nun wurde das Interesse der Jugendlichen geweckt. Sie begannen zum wiederholten Male zu raunen, aber diesmal noch verächtlicher als vorher. Bis einer kurz entschlossen seine Waffe zog und an einen nicht weit entfernten Terminal ging. Dort geschah das gleiche Schauspiel, was von den Jugendlichen mit ironischem Klatschen begrüßt wurde.
Nach nur einer halben Stunde ging das Terminal aus und ein kleines Schild deutete "17 Killz" in einer Leuchkraft an, die die ganze Halle erhellte. Einige meinten darauf sarkastisch: "Der Heiland ist geboren." und "Endlich mal ein Profi, der es den Kindern hier zeigt." Der Junge, der zuvor in den nebenliegenden Terminal ging, kommt wutentbrannt herausgestürmt und schiesst den Fremden mit einem gut gezielten Schuss aus einer realen Waffe nieder. Während der Fremde lautlos zu Boden fällt, umgeworfen von der unglaublichen Kraft dieser Waffe, schreit der Junge: "Ein Cyborg! Ein Mensch, halb Maschine, halb Roboter, ein dreckiges Überbleibsel des Krieges! Er ist an unserem Leiden schuld!"
Der zerstörte Kopf und zerfleischte Körper geben nun das Geheimnis des Fremden preis. Die Lage beruhigt sich erst, nachdem der kleine Junge das biochemische Gehirn in den Händen hält, seine Hände blutig, da er, um das Gehirn zu ereichen, ein paar Plastikadern zertrennen musste. Ein Metallschild gibt nun auch den Namen preis: "BCW23".
End.