Test the Best!
Mr. Rip

Diskmags werden immer beliebter und komplexer. Wer heute noch mit einem Diskmag etwas erreichen möchte, muss schon etwas bieten. Zum einen ein sauber geführtes Menü, technischen Komfort für die Schreiber und Leser, eine gute Musik und zum anderen viele interessante Texte.

Getestet wurden...

... drei Diskmags in der aktuellsten Version (zum Zeitpunkt, als der Artikel verfaßt wurde). Als erstes testeten wir das altbekannte Mag Hugi, das in der 18. Ausgabe vor uns lag. Hugi ist schon seit vielen Jahren ein Begriff in der Szene und die 18. Ausgabe war die erste ohne deutsche Texte. Als zweites Mag testeten wir IMAgE mit der Ausgabe 5. Die überarbeitete Version 5a hat weniger Fehler, am Inhalt änderte sich jedoch nichts. Zu guter letzt haben wir noch das neue WildMag vor uns liegen. Dieses hatte am 29. Januar 2000 Premiere und wurde wie auch die beiden "Konkurrenten" auf Herz und Niere geprüft.

Geprüft wurden...

... folgende Bereiche.

1.) Das Menü

Ein sehr wichtiges Kriterium für den Leser, da er eine einfache Bedienung haben sollte. Überflüssige Mausklicks, umständliche Hilfe und eine miese Übersicht machen das Magvergnügen schnell zu einer Höllenfahrt.

2.) Die Musik

Hier gilt es zu beachten, dass die Lieder nicht schon nach wenigen Wiederholungen nerven. Auch die Anzahl der Lieder, die Möglichkeit eines CD-Players sowie zusätzliche Module und Unterstützung von mehreren Modulformaten sind zu beachten.

3.) Die Texte

Sind der wichtigste Punkt. Eine Mischung aus Qualität und Quantität ist hier sehr wichtig. Bei zu vielen Texten kann man sehr schnell die Übersicht verlieren, zu wenige Texte langweilen schnell und bieten logischerweise auch wenig Auswahl. Wichtig ist auch die Betonung auf Szenetexte, da es sich hier um ein Szenerelease und nicht um eine Frauenzeitung handelt.

4.) Allgemeines Design

Besteht aus Start- und Endebild (wenn vorhanden) und den Setup Möglichkeiten. Nicht der wichtigste Punkt, aber oft erkennt man hier den letzten Schliff.

Hugi

Der 18. Ausgabe merkt man die Erfahrung der Redaktion an. Die neue Engine mit einem gelungenen Design kommt von Chris Dragan. Das Titelbild ist bei weitem nicht mehr so bunt wie in den vorherigen Ausgaben, Farblich ist das Mag aber schön abgerundet.

Hugi Titelbild - Hugi Menü

Zur harmonischen musikalischen Unterstützung trugen Acomen mit "One of a kind", Andromeda/Noice mit "Late nights" und traymuss/GiRaFfe mit "exclusie" bei. Seit vielen Ausgaben hatte Hugi nicht mehr eine so gute Musik zu bieten und man kann nur hoffen, dass es auch weiterhin so bleibt.

Einen CD-Player oder ein Menü mit weiteren Auswahlmöglichkeiten sucht man hier vergebens. Wer also seine Lieblingslieder beim Lesegenuß hören möchte muß auf externe Medien zugreifen oder kann auch einfach unter Windows einen MP3 oder Modul Player mit einer Playliste starten und dann in Hugi eintauchen.

Das Menü selbst ist grafisch anspruchsvoll und sehr übersichtlich. Nach dem Titelbild kann man aus den Punkten "Editorial", "Demoscene Forum", "Diskmag Corner", "Coding Corner", "Music Corner" und "Misc Corner" wählen. Die Artikel hingegen sind etwas unübersichtlich geraten. Manche Artikel sind zweispaltig, was das Lesen etwas erschwert, manche halten sich im klassischen Einspalter. Leider kann man bei den meisten Texten nicht vor dem Lesen der Artikel feststellen, wer diesen geschrieben hat.

Die Vielfalt der Texte hingegen ist beachtlich. Die 900 Kilobyte in englisch gehaltenen Texte bieten so ziemlich alles, was man über den aktuellen Stand der Szene wissen will und muß. Die oben aufgeführten Bereiche weisen sofort den Weg für jeden einzelnen Bereich. Jeder Leser kann also in seinen eigenen Bereich abtauchen.

Die Texte sind inhaltlich, wie auch bei den zwei Mittbewerbern, sehr unterschiedlich, was dem Charme der drei Mags keinen Abbruch tut. Manche Artikel sind fachlich und journalistisch einweindfrei, mache Artikel sind nur da, damit manche Leute ihre uninteressante Meinung der Öffentlichkeit unter die Nase reiben.

Die Steuerung ist sehr komfortabel. Besonders positiv ist das Ansteuern des mittleren Rädchens der Maus aufgefallen, mit der man den Text ganz einfach rauf und runter scrollen kann.

Hugi läuft ab einem Pentium 133 mit 32 MB RAM sowie Windows. Windows wird aber hier voll ausgenutzt, wenn man an die HTML Links innerhalb der Texte und die Möglichkeit von externen Modulplayer denkt.

Auf der Hugi Seite kann man alle Mags downloaden, zudem hat man noch eine Newsecke springen lassen und die Möglichkeit offen gelassen, die Votesheets zu downloaden. Bis Hugi 11 werden die Downloads mit Informationen und Bildern begleitet. Die Seite baut sich sehr schnell auf und die kleine Bannerwerbung kann man auch in kauf nehmen.

IMAgE

IMAgE zog mit der 5. Ausgabe in diesen Vergleich. Die neue Engine wurde von Moses programmiert, das Design kommt von verschiedenen Leuten.

Die Engine mag zwar für IMAgE neu und schön sein, verglichen mit anderen Mags wirkt sie von der Technik her schon etwas veraltet, so wie viele Elemente des Mags. Das Titelbild soll bei der 5. Ausgabe eine Anspielung auf Babylon 5 sein, ein gepixeltes oder 100% gerendertes Bild hätte aber eine höhere Wirkung erzielt.

IMAgE Titelbild - IMAgE Menü

Das Menü wirkt etwas gedrückt, besonders das riesige "IMAgE" Logo verwirrt den Leser etwas und lenkt ihn vom eigentlichen Text ab. Dieser wird mit der Maus oder mit der Tastatur gesteuert. Die Maus muß für das Rauf- und Runterscrollen nach oben oder unten gehen, wenigstens ohne eine Taste zu drücken.

Für musikalischen Anklang sorgte Magic van Lam, doch leider war der Modulplayer von IMAgE nicht in der Lage, die Songs richtig wiederzugeben, was man deutlich hört wenn man die Lieder im Mod Plug Player oder Fast Tracker anhört. Zumindest gibt es zu den zwei beigelegten Songs noch drei Stück auf der Homepage von IMAgE zu saugen. Einen internen Player, mit dem man andere Module belauschen oder gar eine CD anhören kann, sucht man vergeblich. Wenn man versucht, mit einem externen Player Lieder anzuhören (wie bei Hugi), prallen einem erst einmal ein halbes Dutzend Fehlermeldungen an den Bildschirm, gehen tut es aber.

Dass die Technik schon etwas veraltet ist, wurde bereit erwähnt. Es ist weit und breit kein HTML Support zu sehen, wie bei den anderen zwei Mags. Genauso veraltet wie die Technik sind leider auch die meisten Texte. Nicht sehr viele handeln über die Szene, dafür kann man Geschichten über die Bundeswehr und Drogen sowie einen Kochkursus für Programmierer lesen. Nicht gerade uninteressant, aber für ein Szene Mag doch etwas mager.

Abgesehen davon sind selbst in der überarbeiteten Version Bugs drin, wie das Verschwinden des letzten Buchstabens in jeder Zeile. Will man den Fehler beheben, muß man schon den Monitor umstellen.

Zu allem Überfluß kommt noch hinzu, dass das Setup Programm selbst für die Windows Version in einem schlichten DOS gehalten wurde. Eines von vielen Zeichen, dass der Programmierer einfach überfordert war.

Wenn etwas an IMAgE wirklich gut gelungen ist, dann wohl die Homepage, die zwar mehr Werbung bietet als Hugi aber einfach schön anzusehen ist, auch wenn die News selten geupdatet werden. Besonders interessant sind die Links, die so manch eine nicht 100% legale Seite bieten.

Auch positiv anzusehen ist der Support. Es gibt eine Windows, DOS und eine HTML Version, die erst nach vielen Beschwerden von Leuten kam, bei denen die anderen Versionen nicht einmal laufen wollten. Diese bietet aber leider nur die Texte, ohne farblichen Features oder einer Überarbeitung, zumindest keine erkennbare.

Nach all diesen negativen Punkten fragt man sich, ob es noch eine 6. Ausgabe geben wird und wenn ja, wird es wieder ein Menü oder reines HTML. Denn auf Grund der netten Homepage und der mangelnden Technik im Menü wäre es wohl die bessere Lösung und vielleicht auch der einzige Weg, wieder einige Leser und vor allem Schreiber zu bekommen. Denn eines steht fest: Die Konkurrenz schläft nicht!

WildMag

WildMag machte schon vor der ersten Ausgabe viel Wind. Zum einen wurde es schon lange vor der Veröffentlichung angekündigt, zum anderen ist der komplette Code Opensource. Das ist selbst für ein Szene Projekt eine ungewöhnliche Sache.

Die Technik ist (vor allem für eine Erstausgabe) sehr gut geworden und man merkt, dass der Programmierer (The Update) Ahnung von der Materie hat. Alle Texte finden sich als HTML im Mag wieder, eine HTML Version gibt es natürlich auch. Das wirkt sich natürlich auch auf die Steuerung aus, die sehr flexibel und ähnlich wie ein Browser ist. Linkfunktionen, Bilder und "Vor-" sowie "Zurückspringen" sind auch integriert. Die Oberfläche beruht auf Skins, also auf austauschbaren flexiblen Oberflächen, die man sogar selber gestalten kann. So wird es zum einen nie langweilig, zum anderen kann man diese Skins auch selber machen, auch wenn es bis zum Erscheinen der ersten Ausgabe nur ein Skin zum Anschauen gab.

Das Setup Programm ist klein aber ausreichend. Man kann anhand dessen schon erkennen, dass die Leute von WildMag schon etwas in die Zukunft schauen, da es eine Auswahlfunktion gibt, mit der man weitere Ausgaben ansteuern kann. Dies wird nach der zweiten oder dritten Ausgabe (sollten diese erscheinen) interessant, denn man kann alles in ein Verzeichnis rein klatschen und im Setup einstellen, welche Ausgabe man anschauen will. Weiterentwicklungen an der eigentlichen Engine übertragen sich dann auf alle vorhergehenden Ausgaben. Soviel die Theorie. Ob es in der Praxis auch so sein wird, ist eine andere Geschichte.

WildMag Titelbild - WildMag Menü

Die Grafik an sich ist schon eine gewisse Augenweide, da man auch die Auflösung des Mags beliebig einstellen kann (von 640er bis 1280er Auflösungen).

Das Titelbild kommt von Hellfire und ist von den drei vorgestellten Mags mit Abstand am besten. Das Menü selbst ist durch die Skins sehr flexibel und manche Skins werden sicherlich auch Geschmacksache sein. Die Schrift ist sehr gut lesbar und der Mauszeiger schlicht aber gut ausgefallen. Leider ist der Aufbau der Artikel etwas mißlungen. Eine schöne Übersicht wie bei Hugi fehlt leider, aber dafür hat es in der ersten Ausgabe mit ca. 250 Kilobyte etwas zu wenig Texte.

Leider kann man wie bei allen drei Ausgaben nicht richtig erkennen, wer welchen Artikel geschrieben hat und man erfährt es erst nach dem Anklicken eines Artikels.

Der Inhalt der Artikel ist ziemlich bunt gemischt, doch weniger kindisch als die Texte bei IMAgE. Leider wirken manche Texte etwas unfertig. Das mag aber daran liegen, dass die Redaktion nicht die Zeit dafür hatte, da WildMag im Gegensatz zu anderen Mags nicht nach KB Zahl arbeitet sondern nach Termin. So mag es keinen verwundern, dass schon in der ersten Ausgabe die zweite angekündigt wird und das wird auf der Mekka 2000 sein.

Die Steuerung im Mag ist gut durchdacht. Leider fehlt eine Funktion für das Rädchen an der Maus, wie es bei Hugi der Fall ist. Dafür wurden Tastenkombinationen eingeschränkt um für weniger Verwirrung zu sorgen. Das Tolle daran ist eigentlich, dass (laut Theorie) jede Verbesserung der zukünftigen Ausgaben auch in die erste mit einfließt. Somit kann man sich auch in der ersten Ausgabe einige Fehler erlauben, auch wenn man diese in WildMag nur sehr selten findet. Ein Beweis für den Arbeitseifer der Leute ist auch, dass gleich zwei Tage nach der Veröffentlichung ein Bugfix erschien.

Für die Musik sorgten bei WildMag CMan und CSA, die ihre Aufgabe wirklich gut gemacht haben, auch wenn die Qualität nicht ganz an Hugi kommt. Zusätzliche Module kann man auch in WildMag nicht laden, dafür gibt es einen sehr beschränkten CD Player. Man kann aber auch wie bei Hugi einen externen Player benutzen.

Als letztes Manko kann man noch das fehlende Schlußbild sehen. Ob das bei diesem tollen Anfangsbild überhaupt notwendig ist, bleibt fraglich.

Fazit

Hugi ist und bleibt die Refferenzklasse. Bis auf wenige Mankos geht es als klarer Sieger hervor, auch wenn Deutschfetischisten vieleicht anderer Meinung sein mögen. IMAgE hingegen wirkt wie ein lahmes Pferd, das kurz vor dem Gnadenschuß steht. Die Technik ist von Vorgestern, das Design nicht einmal aus den 70ern. Wer heute noch ein richtig gutes Mag machen will, um damit Leute zu fangen, muß schon etwas mehr bringen. Eine vollständige Wandlung der Redaktion und der Weg zu HTML wäre sicher eine brauchbare Idee. WildMag präsentiert sich frisch und neu und das Konzept hat Zukunft, ohne dass man gleich ein neues System coden muß. Was dem Mag noch fehlt sind die Texte und vor allem eine inovative Richtung, was aber eher daran liegt, dass die vorhandene Technik, dieses tolle Potential, bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist. Etwas mehr Bilder, etwas mehr Skins und mehr Möglichkeiten bei der Modulauswahl und schon hat Hugi einen würdigen Konkurrenten, auch wenn diese Mags verschieden Sprachen sprechen.

Fakten zu den getesteten Diskmags...

Mr. Rip