Tage der Nächte
Magic van Lam
Es war früh am Morgen, so etwa 15 Uhr, als Herr F. U. aus C. am K. aufstand. Er schüttelte sich erst einmal den "grassgrünen Tropentripper" von der lilanen Herpesflöte und schaltete das Radio ein. Was da raus kam, war nicht das, was er erwartete und schon gleich gar nicht, was er wollte. Fickrige Fickgeschichten von furzenden Vielfressern hat er schon 100 Mal gehört und so langsam ging ihm alles auf dem Pipam. Seine Glupschaugen kullerten ein wenig in der Gegend herum und er beschloss, erst einmal unter die Dusche zu gehen. Er roch aus dem Mund wie eine Kuh aus dem Arsch und seine Füsse stanken wie 100.000 Fürtze. "Zeit für Dusch-Das mit dem Duschhass!" hörte er sich selber murren und nach 15 Minuten intensivem Geschrubbe in der unteren Lendengegend war er soweit. Noch einmal gegen die Wand gesprungen, damit auch die Hose zu geht und ab ging es.
Er ging auf die Strasse und bevor er auch nur einen Schritt machte, schaute er sich um. Da war dieser jugoslawische Jahrmarktsjubler, der wieder Knoblauch an den Mann bringen wollte. Dann noch diese Biostudenten, Kathegorie "saudoof". Das waren die mit Pissbrille, Müslisocken, Strickpulli, Sonnenuhr und einer Schultüte in der Fresse. Da lief ihm schon der erste über den Weg. So ein koksiger Kronkorkenkandidat, dem Herr F. am liebsten die Fresse poliert hätte. Was bilden die sich ein? Laufen herum wie Jesus, nur ohne Löcher in den Händen, dröhnen sich zu wie der Papst mit Weihrauch und labern einen von Umweltschutz. Diese kleinen Hobbykiffer haben nichts als Matsch in der Birne und glauben, sie könnten die Welt retten, indem sie gemütlich ihre Haschernte in den Semesterferien weckqualmen. Als dieser in seinen Sandalen vorbei wackelte, griff Herr F. nach seinen FCKW Odol und sprühte demonstrativ seine Lippen voll. Nach einigen Schritten fiel ihm der Penner auf dem Boden auf. Das Gesicht glich einem trockenem Tintenfisch. Dieser Typ hatte mehr Fett in den Haaren als Guildo Horn nach drei Wochen Waschentzug! Ein armer Tropf, der wohl früher von Beruf Hobbytoilettentieftaucher war. Seine feucht verflossenen Flossen klebten an dem Schild wo "Ich habe Hunger und bin Arbeitslos, ausserdem auch analfabet!" stand und Herr F. hatte so viel Mittleid mit ihm, dass er in die Hosentasche griff und einen blitzenden Haiermann raus holte und ihn in den versifften Hut schmiss. "Jeden Tag eine gute Tat!"
Er ging weiter und kam an einer Imbissbude vorbei, wo sie über siamesische Zwergfliegen diskutierten. Da ging er auch gleich weiter. Dann latschte er zu einem Kiosk und kaufte sich eine Zeitung mit dem Titel "Der Lebensinhalt einer Eintagsfliege". Hmmm... könnte interessant sein, dachte er sich und machte sich wieder auf den Weg. Dort hin, wo er wirklich hin wollte. Zum Psychiater! Diese Torfnase war zwar ganz nett, aber seine Sekretärin, Frau G., war eine Nervensäge. Ihre Stimme klang wie ein Mops beim Hodenpiercing und ihr Gesicht schien gleichzeitig auch ihr Verhütungsmittel zu sein. Sie war eine der Frauen, die beim Aldi mit der Lidltüte klauen, weil es da billiger war. Ausserdem führte sie Gespräche über tibetanische Bergziegen und besuchte Kurse über "Kochen für 5,50 DM!" auf der Volkshochschule. Aber gut, diese Kratzbürste wird auch er überleben müssen... Also, auf zu Dr. Pissbein! Er schlenderte zur Praxis, ging rein und wurde schon von der alten Kackstelze begrüsst. "Guten Tag!" blökte sie wie ein Reibeisen "Hallo Doofmützchen!" dachte sich Herr F., sagte aber nur "Tach.."
Nach dem Psychiater hatte er auch schon diese Pisse satt. Er konnte diese schleimige Schrimsscheisse schlieslich nicht mehr riechen und machte sich auf den Weg... - nach Hause... Seine Gedanken kreisten und er stellte Fragen. Was ist aus Gisela Glattbein geworden, seinem Schultraum? Was aus der Arschpratze Heribert, der ihn immer verkloppte und wegen dem er auch immer diese Depresionen hatte? Was ist aus dem Illmatz geworden, der im Suff beim Rauchen eingeschlafen ist und alles abbrannte? Was wurde aus dem Zirkus "Trotrojo", in dem sein Lieblingsartis "Häuptling schnelle Vorhaut" spielte und zeigte, wie er einen mit 15 Liter Wasser gefüllten Eimer mit dem Schwanz auf den Tisch stellte? Das war die Zeit als er eh alles versuchte, was ihn begeisterte. Doch nach dem ersten Versuch, es dem grossen Häuptling gleich zu tun, stellte Herr F. fest, dass so ein Eimer einem auch manchmal so ziemlich die Nudel verbiegen konnte. Seit dem kann er um die Ecke pissen, ohne sich anzustrengen!
Was ist aus seinem schönen Madonna-Buch
geworden, wo die ersten 20 Seiten schon klebten? Was ist aus seinem Poster "Wer
andern in die Möse beißt, ist Böse meist!" geworden, das er doch mal im Raum der
katholischen Jugend aufhing? Er kann sich noch schwach daran erinnern, dass er noch einige
Fetzten an der selben Stelle auf dem Boden gefunden hatte, die fast so aussahen wie sein
Poster. Ob das damals alles nur ein Zufall war? Vom Schicksal gebeutelt und geschlagen wie
ein kleiner Hund in der Sesamstrasse. Ihm ging seine Kindheit durch den Kopf, die alles
andere als schön war. Immer wenn es regnete, haben ihn seine Eltern mit einem Schirm raus
geschickt, als Blitzableiter! Taschengeld konnte er sich auch nur vorträumen, da er schon
mit sieben Jahren seinen Eltern Taschengeld zahlen musste. Ja, es waren harte Zeiten.
Zeiten, in denen auch seine Sexualität unterdrückt wurde, weil er jeden Tag
"Dallas" sehen musste. Kein schöner Anblick! Auf dem Weg in seine Höhle sah
er einen Stein auf dem Boden und er begann zu philosophieren.
"Stein, oh Stein... oh Stein!"
Er schaute über die Strasse und sah einen alten Mann. Dieser hatte auch eine Familie,
wobei sie ihn verlassen hat, weil der Sohn wieder mal eine Tankstelle überfallen hat. Das
wäre nicht schlimm gewesen, aber man sollte doch nicht eine Zigarette an der
Benzinzapfsäule ausdrücken. Der Mann selber nahm es gelassen. Er meinte, "Was
soll's? Machen wir halt ein neues Kind!" Aber seine Frau war da anderer Meinung. Die
letzten drei Kinder musste sie schon mit Kaiserschnitt bekommen. Deshalb floh sie auch zu
ihrer Mutter, die auch einen Apotheker kannte, dessen Sohn wiederum einen Freund hatte,
der Biostudent war. Ein Todeskreis in einer Welt, die eh nicht viel zu lachen hatte. Herr
F. ging also nach Hause, zog sich aus und dachte noch ein Weilchen über den Sinn des
Lebens nach. Nach einigen Stunden fröhlichem Gepfeife griff er zur Pistole und erschoss
sich.