Interview mit Crossbone / Suburban
geführt von Magic van Lam
MvL: Die
Dialogos '99 ist
jetzt vorbei, wie hat es dir als Organizer gefallen?
CBo.: Schon im Vorfeld war klar, dass die Dialogos 99
etwas ganz besonderes werden würde. Wir, das heißt Tomac, Juliane und
ich, hatten uns viele Dinge ausgedacht, die diese Party abheben würden. Was
in den Monaten der Vorbereitungen an Ideen zusammenkam, waren alles Features,
die ich persönlich als wichtig ansah und deshalb möglichst unter
meiner eigenen Verantwortung realisieren wollte. Und genau da lag das
Problem: Ich habe mich übernommen. Theoretisch hätte ich alle Dinge
selbst erledigen können, nur standen dafür eben nur 48 Stunden zur
Verfügung. Aus diesem Grund habe ich die Party fast nur als reinen
Dauerstress in Erinnerung. Ich habe am Party-Wochenende ca. 4 Stunden
geschlafen und in allen Bereichen von Infodesk-Dienst über
Intranet-Pflege bis zur Compo-Organisation gearbeitet.
Trotzdem kann ich sagen, dass mir vor allem die Atmosphäre mit den
tollen Gästen und die ausgefallene Location mit der faszinierenden
Beleuchtung in sehr positiver Erinnerung geblieben sind.
Was mich immer noch nervt ist die Tatsache, dass ich die DJ-Musik
jederzeit hätte beenden können, aber nichts von den Beschwerden
über die Beschallung auf der Party zu Ohren bekommen habe. Alle anderen
Mängel haben einen großen Lehreffekt für uns bedeutet und uns
motiviert, sie beim nächsten Mal zu beseitigen. Im Nachhinein sehe ich
die Party als großen Erfolg und persönliche Erfahrung an.
MvL: Wie bist Du eigentlich dazu gekommen,
eine Party zu organisieren, und was spielt das Kulturamt
Jena da für eine Rolle?
CBo.: 1998 benutzten Tomac und ich von Zeit zu
Zeit das Equipment im Kassablanca,
um Demos zu zeigen. Ein Tontechniker interessierte sich für die
Hintergründe, und so erfuhr er von uns mehr über Demos, die
Demoszene und Demoparties. Schließlich bot er uns an, das Kassa für
eine eigene Demoparty zu nutzen. Während ich noch Zweifel hatte, war
Tomac gleich begeistert.
Bald kamen wir beide zu dem Schluß, dass wir absolut kein Risiko hätten
und es einfach versuchen sollten. Das Kassa ist vollständig mit
Bigscreen und Soundsystem ausgestattet, so dass wir eigentlich nur ein
paar Tische und Stühle organisieren mußten, um unsere erste Demoparty
möglich zu machen.
Nach der erfolgreichen Dialogos 98 wurden Kontakte zum Kulturamt geknüpft.
Öffentliche Gelder werden für viele - häufig auch qualitativ
minderwertige - Veranstaltungen ausgegeben. Wir entschlossen uns, neue
Wege bei der Finanzierung von Demoparties zu gehen, indem wir mit der
Stadt kooperieren und auf offiziellem Wege Fördergelder organisieren.
Tatsächlich war der Kulturamtsleiter an uns als Organisatoren für
ein Jugendprojekt mit dem peinlichen Namen "New Kids in Time of
Cyberspace" interessiert, für das es zwar noch keinerlei Pläne, aber
schon finanzielle Förderung durch die Weimar 99 GmbH und die Sparkasse
Jena gab. Wir sagten zu, eine Veranstaltung für junge Leute rund um
Computer zu organisieren.
Wir stellten unsere Ideen vor, die natürlich eindeutig eine Demoparty
beschrieben. Von da an organisierten wir die Veranstaltung, die in
Dialogos 99 umbenannt wurde. Leider mußte der offizielle Untertitel
beibehalten werden, weil die Sponsoren Unterstützung für ein Projekt
mit dem Namen "New Kids in Time of Cyberspace" und nicht für die
Demoparty "Dialogos 99" zugesagt hatten.
Im Grunde war das Kulturamt Geldgeber und Helfer, um Sponsoren
anzuwerben. Die Planung lag fast ausschließlich in unserer Hand, wobei
es allerdings Auflagen z.B. bezüglich der öffentlichen Bewerbung gab.
So ist es auch zu erklären, dass über die drei Tage insgesamt 91
nicht-Demoszener die Party besucht haben. Am Rande gesagt finde ich es
sehr gut, dass Interessierten die Möglichkeit gegeben wird, mit den
Teilnehmern der Demoparty in Kontakt zu treten. Manche Leute hat es
gestört, dass zeitweise Besucher - u.a. hübsche
Mädchen - anwesend waren, aber der Großteil hat diese Art
von Menschenscheue nicht gezeigt.
Der ganze Prozess des Organisierens der Veranstaltung und die
Zusammenarbeit mit dem Kulturamt werden mir in positiver Erinnerung
bleiben. Ganz klar sagen muß man, dass die Veranstaltung nicht
selbsttragend war, nur ein Achtel des Gesamtbudgets wurden durch
Einnahmen gedeckt. Wir hätten ohne die Unterstützung niemals Busreisen
und andere Features finanzieren oder den Eintrittspreis derart niedrig
halten können.
MvL: Und in diesem Jahr?
CBo.: Dieses Jahr werden wir auf die
Kooperation mit dem Kulturamt und offiziellen Förderprojekten
verzichten, um noch mehr Freiheit und Flexibilität zu haben.
Intershop Communications
wird als Haupsponsor einen ähnlichen finanziellen Rahmen wie
letztes Jahr bereitstellen, so dass die Scener auf keine
Features verzichten müssen; eher werden wir
durch die gewonnene Erfahrung in der Lage sein, die Mittel effizienter
einzusetzen. Die einzigartigen Features zu erweitern und trotzdem
einen Bruchteil des Eintrittspreises von Parties mit größeren
Besucherzahlen beizubehalten, ist unser Hauptziel. Darüber hinaus wird
die Organisationscrew ungefähr um den Faktor zehn anwachsen, um einen
reibungslosen Ablauf der Party zu ermöglichen.
Ciao...
crossbone@suburban.de
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